Gruppenausstellung
Wir haben Künstlerinnen und Künstlern beiderseits der Alpen die Frage des Dichterfürsten neu gestellt. Sie antworten mit ihren Bildern. Was für die einen ein Sehnsuchtsmotiv, ist für die anderen das Land, in dem sie leben. So entsteht ein Mosaik aus unterschiedlichen Streiflichtern auf das Land südlich des Brenners. Es beginnt, wie sollte es anders sein, in Rom und mit einem Dialog zweier Italienbilder. Fotografie trifft auf Malerei. Marcello Leottas Titelbild der Piazza di Spagna und dessen Gegenstück, die Via Giuseppe di Vittorio in der toskanischen Kleinstadt Follonica zeigen Orte, an denen die Zeit angehalten ist. Der touristische Hotspot steht wegen des Lockdowns im Frühjahr 2020 still. Im anderen Fall malt Martin Gensbaur an einem Ort, wo immer Freitags ein Markt stattfindet und an dem über den Rest der Woche nichts los ist. Bilder aus Italien, die befremden. Das Land, „in dem die Zitronen blühen“, kann man auch so sehen oder ganz anders. Darum geht es in dieser Ausgabe. Zeitgenossen laden ein zu einer Reise in Bildern. Begleitend zu den beiden zeitlich aufeinanderfolgenden Ausstellungen im Taubenturm und im Kunstfenster Dießen im Rahmen der Kreiskulturtage des Landkreises Landsberg erscheint die achte Ausgabe der Schriftenreihe DAS KUNSTFENSTER (ISBN 978-3-9823039-1-8).
20.05. - 06.06.2022
„Zeichnung und Keramik“
Bereits seit 10 Jahren arbeiten Keramiker Jochen Rüth und der Maler Georg Kleber zusammen. Im Dießener Taubenturm zeigen die beiden von Jochen Rüth gedrehte und von Georg Kleber bemalte, schlichte Porzellangefäße zusammen mit Kohlezeichnungen und Radierungen Klebers. Die Porzellangefäße mit ihren Motiven variieren traditionelle Gefäßbemalungen der griechischen und außereuropäischen Kunst. Begleitend zum Dießener Töpfermarkt ist die Ausstellung vom 21.5.2022 bis 06.06.2022 im Taubenturm zu sehen.
10.06. - 03.07.2022
Papierarbeiten
Die international bekannte aus Japan stammende und in bedeutenden öffentlichen Sammlungen wie dem V&A Museum (London) vertretene Künstlerin Mirei Takeuchi zeigt ihre Papierarbeiten im Dießener Taubenturm. Auf der Suche nach dem Wesen der Dinge reduziert die Künstlerin uns allen bekannte Gebrauchsgegenstände und eröffnet durch die entstehenden Leerstellen und Schattenwürfe neue Perspektiven. Auf diese Weise gelingt es Mirei Takeuchi wesentliche Elemente der japanischen Kunst wie Reduktion und Leere in die heutige Zeit zu übersetzen. Besonderheiten der Kunst des Ostens, die bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Euphorie bei europäischen Künstlern ausgelöst und die Entstehung der europäischen Moderne maßgeblich beeinflusst hatten.
08.07. - 31.07.2022
Skulpturen und Objekte
Wechselspiele
Einmal, es ist schon ein paar Jahre her, haben sich Trude Friedrich und Peter Sauerer vorgenommen, eine Gemeinschaftsarbeit zu versuchen. Ein Wiesenstück sollte es sein und einen Winter lang haben beide dafür aus geschmeidigem Haselnussholz über 1500 Grashalme geschnitzt und bemalt. Die stetige Wiederholung der immer gleichen Handgriffe und schließlich die Fülle der in der Gesamtschau ähnlichen, im individuellen Vergleich jedoch ganz verschiedenen Einzelstücke zeugen von den Mühen eines Langstreckenlaufs, bei dem einmal der eine, mal der andere das Tempo bestimmt hat, jeder aber jeweils seine Schritte mit denen des Partners abstimmen musste, um gemeinsam das Ziel zu erreichen.
Der Betrachter des „Wiesengrunds“ erfährt von diesen Anstrengungen in der Regel nichts und braucht auch nichts davon zu wissen. Er steht vor einer wunderbaren Arbeit und fragt sich vielmehr staunend: Wie sollen ich das anschauen? Besteht die Aufgabe nun in der Wahrnehmung des einzelnen Halms oder des ganzen Werks? Wird mir vielleicht irgendwann sogar beides gleichzeitig gelingen? Oder liegt nicht gar im ewigen hin und her der Sinn des Ganzen?
Peter Sauerer und Trude Friedrich präsentieren sich als Künstler in der Regel in Einzelausstellungen und nur ab und an gemeinsam. So treten Unterschiede und Verwandtschaften deutlich zutage. Und tatsächlich wird erst durch dieses Wechselspiel klar, dass es die differenzierenden Momente sind, die beide miteinander verbinden. Ja, man möchte meinen, dass es für beide Künstler geradezu notwendig sei, immer wieder individuell und unabhängig voneinander zu agieren, um überhaupt sinnvoll kooperieren zu können. Gelingt eine Zusammenarbeit, geht sie über die schlichte Addition und das simple Nebeneinander hinaus und erreicht eine dritte, höherer Ebene, so wird man sich nach einem gemeinsamen Auftritt freilich wieder für eine Zeit lang lassen und den eigenen, unabhängigen Weg verfolgen müssen, um sich erneute mit ganz persönlichen Ideen und Erfahrungen aufzuladen.
Wo heute viele nur noch sagen wollen, wer und was sie sind, möchte man am liebsten schweigen. Oder vielleicht vorher doch noch ganz schnell darauf verweisen, dass man Menschen nicht danach beurteilen soll, was sie sagen, sondern danach, was sie tun. Dann wird man schon deutlich sehen, wo sich das Eigene im Fremden und das Fremde im Eigenen spiegelt, wo Anziehung und Abstoßung ihre Wirkung entfalten, wo Trennendes aufscheint und wo sich Wege kreuzen und gemeinsam Feste gefeiert werden können. Ich möchte Trude Friedrich und Peter Sauerer auch weiterhin so erleben, wie ich sie bisher wahrgenommen habe, mal einzeln und mal gemeinsam. Und ich freue mich auf meinen nächsten Besuch in Walleshausen und bin schon gespannt, wer mich am Bahnhof empfängt und wer mir bei meiner Abreise zuwinken wird. Peter Sauerer? Trude Friedrich? Oder beide zusammen?
Andreas Bee
Trude Friedrich
Zweige, 2020, Birnbaumholz, je ca. 8 x 18 x 3 cm
Peter Sauerer
Annunciazione, 2021, Holz/Masse/Karton, 21 x 7 x 11 cm
Peter Sauerer
Palazzo Dario, 2022, Holz/Schnur, 20 x 10,5 x 10 cm
Trude Friedrich
Variationen, 2021, Holz/Stanniolpapier, 1,5 x 7 x 0,5 cm (Löffel)
Trude Friedrich, Peter Sauerer
Wiesengrund, 2014, Holz, 135 x 35 x 20 cm
01.08. - 31.08.2022
Natalie Böhrer
In meiner Arbeit untersuche ich Fragen, die eng mit den Bedingungen von Existenz verbunden sind, mit dem Begreifen von sinnlicher Welt und der Möglichkeit von Identität.
Meine Malerei, die eine organisch konkrete ist, befasst sich empirisch mit der Beschaffenheit von Sein an sich, mit dem Erforschen, wie etwas zu etwas werden kann, wie es sich in seiner Materialität findet.
Aus der Serie:
colour is a growing thing
No. 2
30x21 cm
Pigment, Acrylbindel auf Leinwand
2021-2022
Böhrer
Am 12. August um 19:00 Uhr besteht für interessierte Besucher die Möglichkeit sich über ihre Arbeit zu informieren und mit Natalie Böhrer ins Gespräch zu kommen. Im ersten Stock werden unter anderem Bilder aus ihrer Serie "color is a growing thing" gezeigt. Im zweiten Stock gewährt sie Einblicke in ihren Arbeitsprozess. Auch vom 13.- 16. August öffnet die Künstlerin zwischen 17 und 20 Uhr ihr Interimsatelier im Taubenturm für interessierte Besucherinnen und Besucher.
Aus der Serie:
to differenttiate
21x30 cm
Pigment, Acrylbindel auf Leinwand
2021
Böhrer
10.09. - 25.09.2022
Glasarbeiten
Die neun jungen, internationalen Künstler*innen erforschen in ihren Arbeiten die Grenzen des Materials Glas und zeigen in der Ausstellung neue Werkfacetten. Sie bringen Einflüsse aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen wie Japan, Europa und Russland mit und versammeln Menschen mit ebenso verschiedenen Schwerpunkten. Zu finden sind Strömungen aus dem Glashandwerk, der Glaskunst, der freien Kunst und dem Design, die Grenzen sind fließend. Der Fokus liegt nicht nur auf technischem Können und Umsetzung, sondern auch auf dem Glas selbst: als künstlerisch übergreifendem Inhalt mit skulpturalen, malerischen, wissenschaftlichen, poetischen und konzeptuellen Ansätzen. Ihre Begegnung sehen die Künstler*innen als Chance und möchten diesen Austausch mit anderen Menschen, Kulturen und Orten teilen.
“Glassjam” enstammt der Idee, flexibel auf Andere zu reagieren und in Bewegung und Kontakt zu bleiben, wie bei einer Jam-Session von Musiker*innen.
Die Ausstellung “glassjam.panorama.diessen” bietet auf drei Stockwerken den nächsten Ausblick auf individuelle Pfade.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 25. September jeweils Sa. und So. von 12:00 - 18:00 Uhr im Taubenturm Dießen, Klosterhof 8.
1.10. - 16.10.2022
Gruppenausstellung Schmuck und Objekte
DAS PROJEKT
Es war einmal ein deutscher Geologe, der nach dem Zweiten Weltkrieg alljährlich kreuz und quer durch die Türkei reiste, immer auf der Suche nach wirtschaftlich interessanten Bodenschätzen. Da er sich aber auch für die Kultur-
geschichte des Landes, vor allem für die Antike, interessierte, brachten ihm die Bewohner gelegentlich kleine Fundstücke, für die er sogar bereit war zu bezahlen. Das sprach sich herum, und so kam mit den Jahren eine
kuriose archäologische Sammlung zusammen, die er liebevoll auf Pappen montierte, auf denen er seine historischen Einschätzungen notierte: Hethitisch, Phrygisch, Hellenistisch, Römisch usw.
Nach seinem Tod blieb die Sammlung lange vergessen. Erst eine Enkelin interessierte sich für das Material,
es zeigte sich aber, dass viele Fälschungen darunter waren (so z.B. alle „hethitischen“ Rollsiegel, ein bronzener Indianer aus dem Wilden Westen usw.). Andere Fragmente waren so klein und aus dem Zusammenhang gerissen, dass kein Museum – und schließlich auch kein Antiquitätenhändler etwas damit anzufangen wusste.
So kam die Sammlung in die Hände der Goldschmiedin Adelheid Helm, die sich dachte: Vielleicht lassen sich
zeitgenössische Künstler oder Kunsthandwerker durch diese „Antiquitäten“ zu eigenen Arbeiten anregen?
Es gab einige Besprechungen, bei denen sich jeder solche Stücke mitnehmen konnte, zu denen ihm vielleicht etwas einfallen würde.
Dann blieb die Sache – wegen Corona und wegen Adelheids Krankheit – liegen und wurde erst 2021 wieder aufgenommen, als sich als sich die Gold- und Silberschmiedin Sarah Cosshamspontan bereit erklärte, die Organisation von Adelheid zu übernehmen. Das Ergebnis des Experiments kann sich durchaus sehen lassen. Es zeigt, in wie vielfältiger Weise Schmuckmacher und Künstler aus Fundstücken Neues gestalten, eine Technik, die ja bereits zum klassischen Kanon der Kunst gehört (Objet trouvé, Spurensicherung, Readymade usw.).
Sarah Cossham & Thomas Raff
Inspirieren liessen sich:
Katharina Andress
Julia Behrend
Florian Biehler
Florian Buddeberg
Sarah Cossham
Anna-Maria Eichlinger
Eva Eichlinger
Susanne Elstner
Pura Ferreiro
Andrea Frahm
Doerthe Fuchs
Cornelia Goossens
Anna Helm
Regine Hohmann
Andreas Kloker
Unk Kraus
Kristina Kundt
Annamaria Leiste
Johannes Leiste
Irmengard Matschunas
Birgit Meyer
Anna Moll
Alessandra Pizzini
Heike Schlebrügge
Katja Schlegel
Astrid Schroeder
Gisbert Stach
Rose Stach
Gila Stolzenfuß
Barbara von Taeuffenbach
Barbara Trede
Kattl Uhmann
ADELHEID HELM
Adelheid Helm sollte die Vollendung ihres Projekts nicht mehr erleben.
Am 3. Oktober 2021 starb sie an der unheilbaren Krankheit ALS.
Durch den mit dieser Krankheit einhergehenden Muskelschwund konnte sie über längere Zeit nicht mehr als Goldschmiedin tätig sein, was für sie eine unerwartete und bittere Erfahrung war. Denn das kreative Ausdenken und Entwickeln von Schmuckstücken war eben ihre ganze Leidenschaft, die sie nie als Arbeit, sondern immer als Geschenk empfand. Um doch immerhin etwas Schönes zu schaffen, hat sie sich am Ende auf das Abschneiden und Schleifen von Glasflaschen verlegt, weil sie die immer noch mit ihren Händen halten konnte.
Ein Leben ohne kreatives Schaffen war für sie einfach unvorstellbar. Adelheid Helm hat viel für den Heimatverein Diessen getan: Jahrzehnte lang organisierte sie im Rahmen des Weihnachtsmarktes die Belegung des Taubenturms. Bei den heimatkundlichen Ausstellungen („Blickpunkt Dießen“; „Der Burgberg“; „Thomas Theodor Heine“ usw.) hat sie Tage und Wochen bei den Vorbereitungen geholfen, ist zu den Leihgebern gefahren und hunderte Male die Treppen des Taubenturms hinauf und hinunter gestiegen. Dabei war sie immer heiter und zuversichtlich,
unermüdlich, oft die gute Seele des Unternehmens. In der Ausstellung ARCHAEOPTERMIX wird in vier Vitrinen retrospektiv an Adelheids Entwicklung als Goldschmiedin seit etwa 1970 erinnert.
vom 1. bis 16. Oktober 2022.
Geöffnet Sa./So. von 12–18.00.
Vernissage am Fr., 30. September, um 19.00.
Am Mo., 3. Oktober, um 15.00,
findet aus Anlass des ersten Todestages
von Adelheid Helm eine kleine Gedenkfeier
in der Ausstellung statt.
29.10. - 6.11.2022
Andreas Kloker, Janos Fischer, Christoph Möller, Christian Wahl und Axel Wagner
Fünf bekannte Künstler unserer Region, Andreas Kloker, Axel Wagner, Christian Wahl, Christoph Möller und Janós Fischerstellen ab kommenden Freitag, 28.10. gemeinsam unter dem Titel "Rhizome | Ich | Ahne" im Diessener Taubenturm aus. Ihr Thema sind die Verbindungen zu ihren künstlerisch tätigen Vorfahren (Erwin Forster, Helga Wagner, Inge Gulde, Otto Möller und Eva Weiss).
Aus der Auseinandersetzung mit den Ahnen und deren Werk ließen die fünf Künstler Gegenüberstellungen und Kombinate mit installativem Charakter entstehen.
Der Heimatverein Diessen e.V. wird unterstützt vom: